Samstag, 12. Januar 2013

Welcome to Northern Ireland!

Denn wir sind nun schon seit einer Woche wieder zurück in unserem geliebten, regnerischen, beschaulichen (im Vergleich zu London und Oxford) und nicht zuletzt protestgeplagten Carrick. Damit haben wir auch schon unsere erste Arbeitswoche hinter uns gebracht, die vor Allem dadurch geprägt wurde, dass unsere Chefin und unsere Vize-Chefin (euch auch als Gina-Lisa bekannt :P) sich am Montag mal eben für die ganze Woche krank gemeldet haben... Das bescherte uns nicht nur 2 freie Nachmittage, da der After School Club gecancelt wurde, sondern auch viel Freiraum bei der Gestaltung des Crèche-Programms, welches zu Miris und meinem großen Entzücken endlich wieder auch von Lucas besucht wurde, dem 3-Jährigen, der sich stets so lässig mit "See ya, Babes!" von uns verabschiedete. Er hat uns auch direkt erklärt, warum er da ist: "My Mum is in her class and I came to play with YOU!" Unsere Kollegin Kylie hat sich für die nächsten Wochen das Thema "People who help us" ausgesucht und dementsprechend werden wir Besuch von Feuerwehrmännern, Polizisten und Erste-Hilfe-Sanitätern bekommen. Zudem wollte Kylie den Kindern ihre vollständigen Namen und ihre Adressen beibringen, falls sie sich mal irgendwo verlaufen. Das mit dem Namen klappte außer bei Tyler auch noch ganz gut ("What's your name?" - Tyler: "Me!") aber das mit der Adresse war dann doch etwas zu viel verlangt und Lucas antwortete auch nach dem dritten Mal auf die Frage, wo er denn wohne, immer noch hartnäckig mit "In my house!". Wo er Recht hat... :P
 Aber auch auf die Kinder und Teenager aus Glenfield habe ich mich natürlich gefreut und mir mit Staunen ihre Erzählungen über was Santa ihnen so alles gebracht hat angehört.
Einige von euch haben in der letzten Zeit wahrscheinlich in den Nachrichten einiges über die Proteste in Belfast und Umgebung gehört. Während es in Carrick auch einige friedliche Demonstrationen gab, werden die Teilnehmer der sogenannten "riots" (Unruhen, Ausschreitungen) in Belfast immer radikaler. Viele der Demonstranten sind Jugendliche und der Jüngste, der festgenommen wurde, ist gerade mal 10 Jahre alt. Auch für Carrick war an diesem Freitag wieder eine Demonstration angekündigt (die allerdings nicht genehmigt wurde) und als Roberto und ich vor der Arbeit abends noch zur Videothek wollten, hatte sich dort schon eine beachtliche Menschenmaße angesammelt, die allesamt Union Jacks trugen oder schwenkten und die Hauptstraße und einige Nebenstraßen blockierten. Ich habe einige Familien aus Glenfield erkannt und was mich wirklich schockiert, ist, dass sie sogar ihre Kinder und Babies mitnehmen. Zu diesem Zeitpunkt sah alles nämlich noch ganz friedlich aus, aber keine 2 Stunden später wurde am Ende der Straße, wo wir wohnen und wo auch das YMCA-Gebäude steht, ein Auto angezündet. 

Durch die riesige Fensterfront konnten wir einige der Teenager sehen, die mit riesigen Flaggen in der Hand die Straße blockierten. Diese haben sich umgedreht, uns am Fenster stehen sehen und... mir zugewunken! Der halbe Glenfield-Teenager-Club war dort unten versammelt! Ich hoffe wirklich, dass sie nach ihrer erfolgreichen Blockade später nach Hause gegangen sind, denn irgendwann begann die Polizei, die Demonstranten mit Wasserwerfern zurückzudrängen.
Mittlerweile waren einige Teenager zum YMCA gekommen und wir haben das Licht ausgeschaltet, da immer wieder Gruppen von Demonstranten vorbeirannten und wir verhindern wollten, dass sie versuchen, ins Gebäude zu kommen. Reaktion unserer Kollegen: "Welcome to Northern Ireland!"
Traurigerweise hat auch Carrick es damit ins britische Fernsehen geschafft, hier das Video:
Riots in Newtownabbey and Carrickfergus
Das Startbild zeigt unsere Straße; auf der linken Seite seht ihr das YMCA-Gebäude (in dem Bericht kommt Carrickfergus erst am Ende).
Ich hoffe wirklich, dass die Demonstranten ihren Ärger nicht weiter an den Polizisten auslassen und dass den vielen Kindern und Jugendlichen wieder eine Perspektive gegeben werden kann, sodass sie ihren Frust nicht auf der Straße ablassen müssen.
 

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