Freitag, 26. Juli 2013

Endzeitstimmung...

Tut mir leid, dass ich mich sooo lange nicht gemeldet habe, aber hier war wirklich Einiges los:
1) die 3 Summerschemes in Woodburn, Glenfield und im Drop In: Während in Woodburn statt der erwarteten 20 Familien weiterhin maximal 20 Personen kommen, rennen in Glenfield um die 30 bis 40 Kinder täglich die Tür des PAKT Hauses ein. Neben day trips zum Fischen, in diverse Country Parks, zum Rollschuh- und Schlittschuhfahren (Respekt an alle Eltern, die ihren Kindern diese Art der Fortbewegung unter Hinnahme vieler Heulanfälle und blauer Flecken beibringen!) gibt es die sogenannten Open House days, an denen sich die Kinder frei im Haus (Film Room, Wii, Tuck Shop = Kiosk, Videospiele, Brettspiele) und im Garten (Pool = Billard, NICHT Planschbecken :P, Tischtennis, Hüpfburg, Fußball,...)bewegen können. 
Dazu gehören natürlich lustige Busfahrten mit leider einigen reisekranken Kindern und sehr beliebten Schlachtgesängen ("East east east Belfast!"). Einmal angekommen, setzt Mo dann alles daran, ins Fernsehen, Radio oder zumindest in die Zeitung zu kommen und holt irgenwie überall Rabatt raus ("Are you the manager here?!"...).
Letzte Woche endete das Drop In Summerscheme und damit auch Miris und mein Kochprojekt mit den Teenagern. Unterm Strich haben diese sicher Einiges mitgenommen und wissen jetzt, was Skandinavien ist und dass Yen nicht die schwedische Währung ist, aber nichtsdestotrotz mussten wir feststellen, wie schwer es ist, nordirische Teenager davon zu überzeugen, etwas anderes als eine Frikadelle und Ketchup in ihren Burger zu packen. Eine gewisse Skepsis gegenüber allem, was grün und/oder gesund aussieht, ist also irgendwie nicht zu überwinden. Hier die Germany-Plakate der Teenager:




 2) Momentan beschäftigen uns 2 Abschlussberichte; einer für die Europäische Union und einer für den YMCA. Meinen final report habe ich diese Woche beendet und hatte heute dann das Exit Interview mit June. Da hier ja nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen war, habe ich mir mit dem report einige Mühe gegeben und war froh, mein feedback und meine Ideen jetzt noch mal mit jemandem persönlich besprechen zu können.
Als wären 2 reports nicht schon genug, haben wir jetzt auch endlich unsere Zugangsdaten für den Youth Pass erhalten. Dieser ist so eine Art Zeugnis und beschreibt, was ich hier gelernt habe, was es für Herausforderungen gab,... . Und dass der Youth Pass das einzige schriftliche Dokument für meinen Freiwilligendienst ist, macht ihn sogar noch wichtiger.

3) Die Zeit rennt und wir versuchen es, sie neben dem ganzen Papierkram noch in vollen Zügen zu genießen. Da Roberto schon nächsten Sonntag nach Spanien fliegt, steigt am Freitag unsere Goodbye-Party, für die es Einiges zu besorgen und organisieren gibt.
Und schließlich wollen Miri und ich danach ja auch noch gute 2 Wochen herumreisen und auch dafür müssen noch Pläne geschmiedet werden...

Also ihr Lieben, mein Laptop war diesmal NICHT kaputt und ich bin auch nicht schon wieder in Deutschland! Liebe Grüße von der Insel,
Clara

Donnerstag, 11. Juli 2013

Die 5. Jahreszeit

Da Frühling, Sommer (wenn auch nur manchmal existent), Herbst und Winter den Nordiren noch nicht genug Jahreszeiten sind, sprechen sie auch noch von der Marching Season, die den Zeitraum von April bis August beschreibt, in der es viele Paraden mit Bands gibt, die politisch geprägt sind. Ihren Höhepunkt findet die Marching Season am 12.Juli, dem Jahrestag der Battle of the Boyne, bei der der protestantische King William (auch liebevoll King Billy genannt) den katholischen King James besiegte. Dieser Feiertag liegt also den nordirischen Protestanten besonders am Herzen, was sie gerne mit Märschen durch Nationalist areas (also katholisch geprägte Gebiete) zum Ausdruck bringen, was jährlich zu Demonstrationen und Ausschreitungen führt. Außerdem werden zu Ehren King Billys am Vorabend, also am 11.Juli, überall in Nordirland die sogennanten Bonfires (wie riiesige Lagerfeuer) angezündet. Mit den Teenagern aus dem Glenfield Summerscheme haben wir am Montag eine kleine Bonfire-Tour gemacht:
Sicher umzäunt :P

Links am Bonfire die Menschenkette, über die die Paletten hochgereicht werden

Lieblingsspruch der Glenfield Teenager: No surrender!, daneben die britische, nordirische und schottische Flagge

Und zuallerletzt das etwas bescheidenere Glenfield Bonfire
 Die unzähligen Bonfires und die größte Parade in Belfast am Freitag werden von den loyalistischen Nordiren also mit unglaublicher Vorfreude und einer mächtigen Portion Stolz erwartet, während die Polizei in Alarmbereitschaft ist. Laut dem Belfast Telegraph wurden zusätzliche 630 Polizisten geordert, um die 550 Paraden zu überwachen, von denen 43 als "sensitive" bezeichnet werden. Es spricht für sich, dass extra genau die Polizisten einspringen werden, die kürzlich erst für den G8-Gipfel in Nordirland trainiert wurden.
Ebenfalls passend zum 12th July wurde die Mauer in unserer Nachbarstraße, an die "Hands off, UVF" (Ulster Volunteer Force, laut Wikipedia loyalistisch terrorostisch orientierte Organisation) gesprayt war, weiß angestrichen. Wir haben uns gefreut und ziemlich naiv gedacht, dass es dabei bleiben würde,... doch nicht in Carrick, Fehlanzeige!! Diese Mauer bietet nun Platz für ein neues Mural:

Auf diesen Plakaten stehen Sprüche wie "Stoppt Polizeigewalt gegen Protestanten"
Die 3 Projekte, in denen Miri, Roberto und ich hier arbeiten, sehen sich auch heute noch mit Problemen wie Sektierertum (also die gegenseitige Abgrenzung der verschiedenen communities) und den Paramilitairs konfrontiert. Eine Art, damit umzugehen, war der von den Teenagern gedrehte Film "The History of Glenfield through the teenagers' eyes", der preisgekrönt wurde und in folgendem Video beschrieben wird: Back to the Future - 2010 Award winner.
 Wir 3 Freiwilligen werden den 11. also eher ruhig mit einigen Freunden und einem etwas kleineren Lagerfeuer verbringen (allerdings groß genug, um unseren alten Tisch zu verbrennen:P). Miri und ich haben und am Dienstag übrigens der ultimativen Herausforderung gestellt und uns nordirische Live Comedy in dem Pub The Empire angesehen... und sogar verstanden! Typisch nordirisch war das Programm sehr zweideutig, drehte sich viel um die Themen Alkohol und natürlich 11.&12.Juli und enthielt einige Katholikenwitze. Wir haben uns jedenfalls königlich amüsiert und waren mächtig stolz auf unser "Norn Iron"-Verständnis.
So, wir müssen noch unseren Tisch fachgerecht zerhacken, damit wir die Stücke im Taxi transportieren können, also bis bald ;)