Freitag, 26. April 2013

Northern Irish News

Es ist mal wieder einiges passiert in Carrick und Umgebung, aber nun zuerst mal zum politischen Ereignis, das jetzt zwar schon gut 2 Wochen zurückliegt, aber in Nordirland zu heftigen Reaktionen geführt hat: der Tod der "Iron Lady", Margaret Thatcher. Hier ist sie deshalb so umstritten, weil sie während des Hungerstreiks der IRA-Häftlinge ab 1981 nicht bereit war, deren Forderungen von verbesserten Haftbedingungen beizugeben. 
"Democratic nations must try to find ways to starve the terrorist and the hijacker of the oxygen of publicitiy on which they depend."
                                                                                       Margaret Thatcher
In dem IRA-Hungerstreik starben 10 Häftlinge, was zu gewaltsamen Ausschreitungen in Nordirland führte und den Sinn Féin Politiker Danny Morrison dazu veranlasste, Thatcher als "the biggest bastard we have ever known" zu beschreiben. Dementsprechend waren Reaktionen im katholisch geprägten Teil Belfasts Sprüche an den Mauern der Falls Road wie "Ding dong, the witch is dead", während die protestantischen Loyalisten facebook Meldungen wie "Iron Lady rest in peace" posteten. Roberto, Miri und ich haben versucht, uns beide "Seiten" anzuschauen und unsere DVD-Abende den Filmen "The Iron Lady" (über Margaret Thatcher= und "Hunger" (über den 2.Hungerstreik der IRA-Häftlinge, der von Bobby Sands geführt wurde) gewidmet.
Um etwas weniger anspruchvolles Filmmaterial ging's dann letzte Woche Dienstag, als ich mir an meinem freien Abend mit 2 Freunden "Oblivion" im Kino angesehen habe: für meinen Geschmack einfach etwas zu viel Tom Cruise... :P Jedenfalls versorgten wir uns mit Getränken und gingen dann an einem Kinomitarbeiter vorbei, der mir freundlich "Hi" sagte und dann... waren wir auch schon im Kino. Sichtlich verwirrt erkundigte ich mich, ob die anderen Beiden den Eintritt für mich gezahlt hatten, denn dazu war ich ja noch gar nicht gekommen. Darauf reagierten Beide jedoch noch verwirrter, bis sie endlich mein Problem checkten und mir unter breitem Grinsen erklärten, dass man hier im Kino seine Karten praktisch "mit dem Getränk bestellt"... - war ich also schon mal illegal in Nordirland im Kino!
Meinen nächsten freien Abend habe ich dann löblicherweise vollkommen legalen Aktivitäten gewidmet und Kartoffelstempel für das Woodburn-Projekt geschnitzt.
Herz, Mond, Kreis, Schmetterling & Stern
Unser Thema für diesen Monat lautet dort nämlich Bauernhof, sodass auch Miri, Roberto und ich die korrekten Bezeichnungen für baby horse (foal) und baby pig (piglet) lernen mussten. Einige Kinder aus dem After school Club glauben jedoch weiterhin, dass Chips auf dem Bauernhof wachsen und Schweine Kartoffeln "machen", aber das wird schon noch...^^ Und mit 3-jährigen mit Kartoffeln stempeln ist wirklich auch ne Erfahrung für sich :P
An Donnerstagen arbeite ich ja im PAKT-Programm in Glenfield und bis letzten Monat waren wir immer im Leisure Centre, wo die Kinder an einem Sportprogramm teilgenommen haben, während wir Leaders Badminton gespielt haben. Das wird jetzt durch den von Mo erfundenen Challenge Club ersetzt, wo es jede Woche einen anderen Wettkampf gibt und wer am Ende des Jahres die meisten Challenges gewonnen hat,bekommt eine Trophäe (erinnert mich irgendwie an Germany's Next Topmodel :D). Neueste "Einnahmequelle" in Glenfield sind übrigens sogenannte "Frozens", also gefrorener Saft, die Mo an die Kinder und Teenager mit wohl 800% Gewinn verkauft.
Nach der ganzen Arbeit sind wir am Wochenende auch endlich dazu gekommen, unseren Grill einzuweihen und es hat sich herausgestellt: die deutsche Föhn-Technik hat sich erneut bewährt!

Jetzt bleibt nur noch eins: die deutsche Überlegenheit in der Champions League (Sorry, Roberto) genießen!! :)

Mittwoch, 17. April 2013

Carrickfergus

Nach so vielen Reiseberichten ist es endlich mal an der Zeit, euch auch das wunderschöne Carrickfergus vorzustellen, wo ich nun seit fast 8 Monaten wohne. Zugegeben habe ich Teile dieser "Idee" Miri zu verdanken, weil sie sich die Zeit genommen hatte, um Fotos von unserem Carrick (wie es die Einheimischen nennen :P) zu machen.
Wir beginnen dort, wo so vieles begann - am EVS-Haus:
EVS-Haus ♥
 Rechts an unser Haus schließt sich ein kleiner - selbstverständlich ummauerter - (Stein-)garten an, in dem unser Grill dann möglichst oft zum Einsatz kommen wird. Links im Bild sieht man schon das Schild des Tattoo-Studios, neben dem sich Fastfood-Läden aller Art befinden: 2x Chinesisch, 2x Chippie (Fish&Chips), Indisch und Pizza.
Weiter geht es aber in die entgegengesetzte Richtung; und zwar auf die andere Straßenseite, wo sich das neue YMCA-Gebäude befindet:
YMCA Carrickfergus
 Unten im Gebäude befinden sich seit Neuestem das Pregnancy Resource Centre und der Health Hub, wo die Jugendlichen Informationen über Mentale und Physische Gesundheit, Verhütung, Alkoholprobleme,... bekommen. Der Drop In, wo ich an 2 Abenden in der Woche arbeite, ist offen für alle Jugendlichen ab 12 bis ca. 19 Jahren und findet im 1.Stock statt, wo es eine Tischtennisplatte, einen Pooltisch, Computer, einen Kickerkasten und neuerdings auch einen Fernseher gibt.
Weiter geht's in Richtung Carrick City Centre.

Auf keinen Fall fehlen darf natürlich unser Lieblingspub Ownies:
 Ein weiteres Highlight ist unumstritten das Carrickfergus Castle, eine außergwöhlich gut erhaltene Normannenburg.
 Von dort aus startet unsere Joggingstrecke, die direkt am Meer entlangführt.

Der Hafen

 Jetzt müssen wir leider erst mal eine gute halbe Stunde laufen (den Berg rauf :( ), um nach Glenfield zu kommen, wo das zweite meiner drei Projekte stattfindet. Herzlich willkommen im PAKT-Haus:
Der obere Flur

Treppenhaus

Der Teenager-Room

 In Glenfield befindet sich übrigens an jedem Laternenpfahl eine Union Jack Flagge... 
An Glenfield schließt sich der Ortsteil Castlemara an, aus dem auch einige Familien am PAKT-Programm teilnehmen.
Murals in Castlemara

Mural
 Den Aufmerksamen wird aufgefallen sein, dass es keine Fotos vom Woodburn-Projekt gibt, aber wir hoffen, dass wir bald einige Fotos von der Christmas-Party, Family Outings,... bekommen. Jetzt habt ihr immerhin mal einen groben Eindruck, wo ich hier so unterwegs bin ;)

Sonntag, 7. April 2013

An Tagen wie diesen...

...wünscht man sich Unendlichkeit...

Und damit herzlich willkommen zu meinem Familienurlaub-in-(Nord-)irland-Reisebericht! Nach vollen und ganzen 7 Monaten hatten sich dann auch endlich meine Geschwister über den großen Teich gewagt und ich musste mit Entsetzen feststellen, dass besonders mein lieber Bruder Jakob mir noch etwas mehr über den Kopf gewachsen war. Jetzt, da alle 4 zusammen da waren, hatten wir natürlich ein volles Programm, das mit DER Sehenswürdigkeit Nordirlands begann: dem Giant's Causeway, UNESCO Weltkulturerbe. Nachdem Belfast meine Familie noch freundlicherweise mit Schneetreiben und eisigem Wind empfangen hatte, bewahrheitete sich das Sprichwort "Wenn Engelchen reisen, scheint die Sonne" glücklicherweise mal wieder:


Die Überreste des "Damms des Riesens"

kurz den Ausblick genießen :)

Heidelandschaften wie in der Bretagne

 Da die öffentlichen Verkehrsmittel erst ab April (mehr oder weniger) regelmäßig fahren, hatten wir uns einer Bustour angeschloßen, die neben dem Giant's Causeway auch die Carrick-a-Rede Hängeseilbrücke, das Dunlace Castle, die Bushmills Destillery und selbstverständlich das Carrickfergus Castle abfuhr. Unser Busfahrer wollte scheinbar irgendeinen Geschwindigkeitsrekord treffen und ging dementsprechend mit Vollgas und unter lautem Hupen und die doch eher steilen Kurven entlang der Küstenstraße. Als sich dann an einer dank aufgetürmten Schneebergen zu beiden Straßenseiten sehr schmalen Stelle ein offenbar verängstigter Fahrer in einem kleinen Pkw an uns vorbeiquetschte, meinte unser Busfahrer doch tatsächlich: "Der hat mir 'ne Delle reingefahren!" Na wenn das mal nicht anders rum war (ich hab in der Fahrschule immer gelernt: Leg' dich nie mit 'nem Bus an!)...
Nach dieser Achterbahnfahrt leicht schwankend schafften wir es dann anschließend auch noch, über die Hängeseilbrücke zu taumeln.
Carrick-a-rede ropebridge
 Donnerstagmorgen sind Miri und ich mit einigen Familien aus dem Glenfield PAKT-Programm ins Crumlin Road Jail nach Belfast gefahren und haben dort (mal wieder in Eiseskälte) eine Führung durch das Gefängnis gemacht. Nachdem sich nach meinen Eltern im Januar dann auch meine Geschwister das PAKT-Haus angesehen und sogar meinen Chef Mo getroffen hatten ("Die Beiden sind ja gigantisch groß; was ist denn mit dir passiert??!"), war es am Nachmittag mal wieder Zeit für die Belfast-Murals-und Peace Wall-Führung. Die Fotos davon muss ich euch leider erstmal vorenthalten, aber ihr werdet sie bei fließigem Verfolgen meines Blogs bald sehen (ganz schön getrickst :D)...ich sage nur: coming soon :)
Nach diesen Tagen in Carrick und Umgebung hatten also auch meine Geschwister endlich eingesehen, dass der Weg, den ich nach Glenfield laufen muss, wirklich RICHTIG lang ist und dass man in unseren Sofas rettungslos einsinkt. 
Zusammen ging's dann am Freitag ins Nachbarland nach Dublin, wo wir als Gärtnerfamilie selbstverständlich erst mal eine Runde durch den Park St Stephen's Green gedreht haben.
Am Karfreitag wird in Irland übrigens in Restaurants und Bars kein Alkohol ausgeschenkt und das ist somit wohl einer der sehr wenigen Tage, an denen im sonst so quirligen Temple Bar Viertel alle Pubs geschloßen sind.
Auch das altehrwürdige Trinity College durfte bei unserer Sightseeing Tour nicht fehlen, wobei wir eine Führung gemacht haben, die von einem echten Studenten geleitet wurde (der passenderweise auch noch genau so wie Neil aus dem Club der Toten Dichter aussah).
Aufbauen für den jährlichen Ball

 
 Die Farbe der Uhr an diesem Gebäude wird übrigens als Trinity-Blau bezeichnet, da die Farbe himmelsblau den Bewohnern Dublins normalerweise leider eher fremd ist... :P
Um uns dem Club der toten Dichter noch etwas näher zu fühlen, haben wir uns die alte Bibliothek der Universität inklusive des berühmten Book of Kells angesehen.



Ein weiterer kultureller Höhepunkt war definitiv die Osternacht in der Christchurch Cathedral, die von einem tollen Chor gestaltet wurde und sogar draußen an einem Osterfeuer (oder Feuerchen :D) begann. Da wir ziemlich lange vor Beginn der Messe da waren, machten wir noch die Bekanntschaft einer sehr redseligen irischen Lady, die schon sehr dem Künstlertyp entsprach, was sich noch verstärkte, als sie prompt Papier und Kreide herausholte und anfing zu malen. Auch das traditionelle nächtliche Schokohasenessen und Eierdötschen (ich hab gewonnen!) haben wir natürlich nicht ausgelassen, schließlich hatten die gefärbten Ostereier extra den langen Weg von Deutschland über Belfast nach Dublin auf sich genommen!
Den netterweise sehr sonnigen Sonntag nutzten wir zu einer Küstenwanderung auf der Halbinsel Howth, die von Dublin nur etwa eine halbe Stunde mit der Bahn entfern ist.
EVS-Wochenendhaus?! :)



Die restlichen Tage verbrachten wir im Süden Irlands, in Cork, von wo aus wir noch einige Tagesausflüge unternahmen. Dazu musste ich meinen ganzen "Ich-bin-eigentlich-kein-Tourist-sondern-lebe-und-arbeite-hier"-Stolz überwinden und in den wunderbar kitschig über und über mit Kleeblättern und Leprechauns bemalten Touri-Bus einsteigen, der uns dann zu mehreren Sehenswürdigkeiten entlang des Ring of Kerry kutschiert hat. Aber diese Überwindung war es wirklich wert! Große Teile der Tour verliefen durch den Killarney National Park und gerade einige Küstenabschnitte werden nicht ohne Grund in Reiseführern als "eine der schönsten in ganz Irland" beschrieben.


Dingle Bay



Waterville, oft besucht von Charlie Chaplin



Erinnerungen an Schottland :)


Ladies' View


Torc Waterfall


das Treppensteigen hat sich gelohnt! :)
Nach so viel Natur pur haben wir einen weiteren Tag der Stadt Cork gewidmet, die sich ebenfalls mit einer wunderschönen Universität ziert:

das duftet aber gut ;)
Auch an schönen Kirchen mangelt es in einem irischen Städtchen selbstverständlich nicht:
St Finbar Cathedral

Egal ob hungrig oder nicht, der Englische Markt ist ein absolutes Muss für alle Cork-Besucher:


Unser letzter Tagesausflug führte uns nach Kinsale, wo es ein wirklich revolutionäres System der Verkehrsreglung gibt:

Mann mann mann,...

... immer diese Touristen!
Kinsale


Es war wirklich eine wahnsinnig schöne Familien-Zeit, während der ich genug Energie tanken konnte, um morgen wieder hochmotiviert in den Arbeitsalltag zu starten! :)
Als weitere Motivation haben Roberto und ich gestern bei Tesco etwas geshoppt, was man als Deutsche bzw. Spanier einfach als Grundausstattung Zuhause haben MUSS:
Der 10 Pounds-Tesco-Grill
Da kann der Sommer aber mal bitte mit gaaanz großen Schritten kommen! :)